Geschichte der Insel Poel

Dass die Insel Poel schon in prähistorischer Zeit von Menschen besiedelt war, belegen zahlreiche archäologische Funde. Seit der letzten Eiszeit lebten hier Fischer, Jäger und Bauern.
Das 1163 erstmals urkundlich erwähnte, später von Herzog Heinrich dem Löwen an drei Adelsfamilien verkaufte Eiland wurde 1648 mit Wismar der schwedischen Krone zugesprochen. Dieses war das Ergebnis zahlreicher Auseinandersetzungen im dreißigjährigen Krieg. In Kirchdorfs alter Dorfschule am Möwenweg 4 ist nun das Heimatmuseum untergebracht. Gezeigt wird unter anderem ein Holzmodell der einstigen Festungsanlage, die heute nur noch an sternförmigen Wällen und Gräben auf der Landzunge an der Kirchseebucht zu erkennen ist. Diese Festung ließ Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg ab 1610 erbauen, zu ihr gehörte auch ein Schloss und die noch vorhandene Kirche (mit zwei Schnitzaltären, 15. Jh.) auf dem Hügel in der Mitte der Anlagen. Später bestezten Wallensteins Truppen die Burg, die in den nachfolgenden Jahrhunderten schließlich verfiel. Die Steine des Schlosses waren für die Poeler willkommenes Baumaterial (Receycling gab es schon damals).

1803 wurde die Insel zusammen mit Wismar vom schwedischen Königshaus an das Land Mecklenburg verpachtet, und erst 100 Jahre später, 1903, wurde die Insel wieder offizieller Bestandteil des Landes Mecklenburg. Dieser Umstand wurde natürlich 100 Jahre später, im Jahr 2003, gebührend gefeiert.

Die Bewohner der Insel hatten seit jeher vor allem mit ihrem täglichen Broterwerb zu tun. Durch die Lage am Meer gab es viele Fischer und durch die fruchtbaren Böden viele Bauern. Der ehemals vorherrschende Eichenwald wurde schon im Mittelalter fast vollständig gerodet. Die Bauern wirtschafteten auf relativ leistungsstarken Hofstellen. Diese sind zum Teil heute noch gut erhalten.

Aufgrund der vorgelagerten Lage zum Hafen Wismar und des relativ gefährlichen Fahrwassers hatte die Insel schon immer eine grosse Bedeutung für die Schiffahrt. Dies belegen unter anderem die beiden Poeler Leuchttürme(Gollwitz und Timmendorf). Der kleine Backsteinleuchtturm von Timmendorf bekam 1996 einen neuen Tower. Seit 1872 strahlt das Sektorenfeuer in die Wismarer Bucht und zeigt den Seefahrern den rechten Weg.

Am schwarzen Busch, im Parkwäldchen der Sanitas Ostseeklinik, erinnert die Gedenkstätte Cap Arkona an eine der größten (wenn nicht der größten) Schiffskatastrophen in der Geschichte der Menschheit. Am 3. Mai 1945, kamen mehr als 7000 evakuierte KZ-Häftlinge aus Neuengamme bei Hamburg ums Leben. An diesem Tag, nur wenige Tage vor dem offiziellen Kriegsende, und der Gewißheit der deutschen Niederlage, wurden die drei Schnelldampfer Deutschland, Cap Arkona und Thielbeck in der Neustädter Bucht bei Lübeck von britischen Jagdbomben getroffen und versenkt. Die auf Poel angeschwemmten Opfer - allesamt KZ-Häftlinge und damit Gegner des Nazi-Regimes - fanden am Schwarzen Busch ihre letzte Ruhe. Bis heute ist unklar, ob die britische Luftwaffe damals wußte, dass sich an Bord der versenktzen Schiffe KZ-Häftlinge und keine deutschen Soldaten befanden.
Wer mehr über dieses traurige Kapitel deutscher Geschichte erfahren möchte, sollte das Heimatmuseum der Insel besuchen.

Zu DDR-Zeiten erlebte vor allem der Tourismus einen starken Aufschwung. Zahlreiche Ferienlager, betriebseigene Feriensiedlungen, der Campingplatz in Timmendorf sowie viele private Quartiere machten die insel im ganzen Land bekannt.

Auch das Militär war mit 3 Dienststellen relativ stark vertreten: es gab eine große Fla-Raketenstellung auf dem Kickelberg sowie eine Grenzkompanie und eine Technische Beobachtungskompanie der Grenzbrigade Küste (Radarstation).

Eine guten Namen hatte auch das ehemalige volkseigene Gut 'Saatzucht Malchow'. Die hier gezüchtetetn Futterpflanzen und vor allem die Rapssorten sind weltbekannt. Heute wird das Gut von den Erben des einstigen Firmengründers, Prof. Dr. Hans Lembke, weitergeführt.

Nach der Wende gab es wie überall im Osten einen radikalen Wegfall von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft und der Fischerei sowie dem Militär. Die Dienststellen wurden komplett abgerüstet. Viele Poeler mußten sich beruflich neu orientieren und umdenken. Fast alle haben angepackt und ihr Leben neu ausgerichtet. Vor allem im Tourismusbereich sind inzwischen neue Arbeitsplätze entstanden, und mit der Ostseeklinik gelang der erfolgreiche Einstieg in die Kur- und Reha Branche. Tausende Mütter und ihre Kinder erinnern sich sicher gern an ihre Kur auf Poel.
Die einst von Kanzler Kohl versprochenen 'blühenden Landschaften' beginnen sich hier auf Poel zu entfalten - langsam, aber sicher!